Männer trauern manchmal anders
Vielleicht leise. Vielleicht später. Vielleicht auf eine Weise, die nicht sofort als Trauer erkannt wird.
Viele Männer sprechen nicht über ihre Trauer. Nicht, weil sie nichts empfinden – sondern weil das Sprechen darüber oft nicht Teil ihrer Geschichte war. Trauer hat selten einen Platz in dem, was vielen Männern mitgegeben wurde. Nicht in der Erziehung, nicht in der Öffentlichkeit, manchmal nicht einmal im eigenen Körper.
In Gesprächen über Trauer fällt oft auf: Männer tragen. Halten. Kümmern sich. Machen weiter. Organisieren. Und tun das oft still, ohne viel darüber zu sagen. Das kann eine Form der Stärke sein. Und gleichzeitig eine große Einsamkeit mit sich bringen.Wir leben in einer Gesellschaft, in der bestimmte Gefühle – Weichheit, Verletzlichkeit, Haltlosigkeit – eher Frauen zugeordnet werden. Viele Männer haben gelernt, Wut zu zeigen, aber nicht Traurigkeit. Handeln zu müssen, statt zu spüren.
Aber Trauer findet trotzdem statt. Im Rückzug. In der Übernahme von Verantwortung. In schlaflosen Nächten, in körperlicher Unruhe, in Fragen, die nie laut gestellt werden.
In anderen Zeiten und Kulturen war männliche Trauer sichtbarer. Männer sangen Klagelieder, hielten Wache, weinten öffentlich. Es gab Rollen, die den Schmerz würdigten. Heute gibt es sie selten – aber sie lassen sich wiederfinden.
Trauer muss nicht laut sein. Sie muss nicht gesprochen werden. Aber sie will einen Ort.
Es geht nicht um richtig oder falsch. Nicht um Analyse oder Bewertung.
Sondern darum, Raum zu schaffen für das, was da ist. Auch wenn es keine Worte dafür gibt.
Trauer braucht manchmal Ähnlichkeit, manchmal einfach nur Echtheit. Ich arbeite nicht mit Zuschreibungen. Ich arbeite mit Menschen. Wenn du als Mann diesen Raum suchst: Du bist willkommen. Mit deiner Art zu trauern. So, wie du bist.
